Die Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) verstehen: aktuelle Entwicklungen

Die CSRD wird derzeit überarbeitet. Cristina Marques gibt Hinweise zur besseren Einordnung.

Der Green Deal, den die Europäische Union im Dezember 2019 ins Leben gerufen hat, ist eine umfassende Strategie, die Europa zu einem Schlüsselakteur im Kampf gegen den Klimawandel machen soll. Er mobilisiert alle Wirtschaftsakteure – Hersteller, Verbraucher, offizielle Vertreter und Investoren. So sollen menschliche Aktivitäten neu bewertet, deren Auswirkungen gemessen und die wirksamsten und nachhaltigsten Lösungen für Umwelt-Herausforderungen umgesetzt werden.
Mehrere Ansätze sind bereits aus dem Green Deal hervorgegangen. Sie betreffen unter anderem Sektoren wie Energie, Verkehr, Industrie und Biodiversität.

Auch der Bereich der nachhaltigen Finanzierung bleibt davon nicht unberührt. Der rechtliche Rahmen verpflichtet Unternehmen dazu, Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen, einschließlich genauer Daten zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG).

Letztlich verfolgt die nachhaltige Finanzierung drei Hauptziele:

  • den Finanzsektor dazu zu bewegen, Investitionen verstärkt auf nachhaltige Projekte zu lenken,
  • den Akteuren einen besseren Zugang zu nachhaltiger Finanzierung zu verschaffen,
  • Produzenten dazu anzuregen, ihre betrieblichen Abläufe und Lieferketten mit dem Ziel zu überprüfen, Effizienz und Nachhaltigkeit zu verbessern.

Um dies zu erleichtern, hat die Europäische Kommission Instrumente wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) eingeführt.

Was ist die CSRD?

Die CSRD unterliegt einer externen Überprüfung und soll eine umfassendere Sicht auf die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens eröffnen. Sie umfasst sowohl die positiven als auch die negativen externen Effekte eines Unternehmens in Bezug auf ESG-Themen sowie die damit verbundenen finanziellen Kosten.

Dieser zweifache Ansatz – bekannt als das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit (Double Materiality) – verlangt von Unternehmen, sowohl die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf Menschen und Umwelt als auch die finanziellen Folgen offenzulegen, auch hinsichtlich des Klimawandels. Dabei müssen sie die umfassenden Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf das Klima, die auf sie entfallenden physischen und geschäftlichen Klimarisiken sowie die Maßnahmen zur Risikominderung quantifizieren und qualifizieren.

Um die Vergleichbarkeit, Relevanz und Zuverlässigkeit der Daten zu gewährleisten, wurden zwölf europäische Nachhaltigkeitsberichts-Standards (European Sustainability Reporting Standards, ESRS) entwickelt. Auf deren Grundlage können Unternehmen die sie betreffenden Angaben zur Analyse im Sinne der Doppelten Wesentlichkeit machen. Die Standards behandeln unter anderem zentrale Themen wie Umweltverschmutzung, Wasserverbrauch, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft, Arbeitskräfte und gesellschaftliche Auswirkungen.

Die Berichtsperspektive

Für viele Unternehmen kann es äußerst herausfordernd sein, die Vorgaben des Green Deal zu erfüllen. Er gilt als ein anspruchsvoller Weg, der zugleich voller Hürden ist, von denen einige höher sind als andere. Beispielsweise erfordern die Dekarbonisierung von Betriebsabläufen und die Berichterstattung über Emissionen, Wasserverbrauch, Lieferkettenfragen und andere relevante Indikatoren oft erhebliche Anpassungen bestehender Prozesse. Das gilt insbesondere für Unternehmen, die außerhalb Europas ansässig sind – es sei denn, sie haben bereits freiwillig diesen Weg beschritten und an Programmen wie ResponsibleSteel™, EcoVadis oder CDP teilgenommen.

Einige Branchen ringen bereits mit der Menge an benötigten Daten für die Berichterstattung, insbesondere wenn diese – im Kontext der heutigen weltweiten Vernetzung – von Dritten und aus anderen Ländern zugeliefert werden müssen. Der Einstieg in die Datenerfassung und -analyse kann für jedes Unternehmen, ungeachtet seiner Größe oder Branche, eine große Herausforderung darstellen.

Gleichzeitig müssen Unternehmen die besten Technologien identifizieren, auswählen und in sie investieren, um ihre Tätigkeit zu dekarbonisieren. Dabei stehen sie vor der schwierigen Aufgabe, aus einer Vielzahl von geeignet erscheinenden Lösungen die beste auswählen – oder Pläne kurzfristig überarbeiten zu müssen, wenn eine aktuelle Neuerung auf den Markt kommt, eine technologische Umwälzung, die bisherige Lösungen überholt.

Für die meisten Unternehmen bedeutet der Klimawandel eine grundlegende Umstellung ihrer Strategie, den Erwerb neuer Kompetenzen und einer völlig neuen Denkweise. Dieser Wandel erfordert Zeit, Ressourcen und erhebliche finanzielle Investitionen – Verpflichtungen, die nicht jedes Unternehmen über Nacht umsetzen kann. Die Herausforderungen werden durch Jahre wirtschaftlicher Unsicherheit, steigende Energiekosten, hohe Subventionen und zunehmende Handelsbarrieren weiter verschärft. Gleichzeitig bleibt oberste Priorität, die Dekarbonisierung der Kernprozesse zu finanzieren.

Angesichts dieser Herausforderungen überrascht es nicht, dass laut einer Studie von EcoVadis nur 22 % der über 100 befragten Unternehmen vollständig darauf vorbereitet sind, die Anforderungen der kommenden CSRD-Vorschriften zu erfüllen.

Herausforderungen für Unternehmen bewältigen

Um den Übergang zu erleichtern, hat die EU mit dem Omnibus Package ein Gesetzespaket verabschiedet, das die Berichtspflichten reduziert. Laut dieser Regelung müssen nur noch große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern (und entweder einem Umsatz von über 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von über 25 Millionen Euro) im Rahmen der CSRD berichten.

Diese Unternehmen müssen in Übereinstimmung mit den betreffenden ESRS jene Daten melden, die im Sinne der Doppelten Wesentlichkeit relevant sind. Die ESRS werden zudem überarbeitet und vereinfacht, wie aus den neuesten Mitteilungen der Europäischen Kommission hervorgeht. Das Ziel ist es, innerhalb der Wertschöpfungskette eine systemische und konstruktive Wirkung zu erzielen. Gleichzeitig werden die Anzahl der berichtspflichtigen Unternehmen um etwa 80 % reduziert – insbesondere zugunsten von kleinen und mittelständischen Betrieben (KMU).

Wir bei Aperam sind überzeugt, dass Transparenz, Wissensaustausch und strategische Planung den Übergang für alle Beteiligten einfacher und effizienter gestalten werden. Dies zeigt, dass wir gemeinsam mehr Herausforderungen lösen und einen noch größeren Einfluss haben können.

Cristina Marques
Head of Market Insights
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